Alles hat seine Zeit, und alles Geschehen unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit und sterben hat seine Zeit, … abbrechen hat seine Zeit und aufbauen hat seine Zeit, …
Die Aufzählung dieser Gegensätze im Buch Prediger (Kapitel 3) im Alten Testament der Bibel stammt vom weisesten Mann, der je gelebt haben soll: König Salomo von Israel (990-931 v.Chr.). Am Ende eines erfüllten Lebens zieht er Bilanz: Im Rückblick zeigt sich vieles im Leben als Gegensätze, die sich teilweise aufheben. Vieles, das wir aufgebaut haben, wurde wieder abgebaut. Vieles von dem, was wir angefangen haben, wurde irgendwann beendet.
Als ich letzten Sommer eines Nachts erwachte, stand der glasklare Gedanke im Raum: Es geht weg von Sargans. Bei mir heisst es jetzt gerade: Eine Arbeits-Stelle antreten hat seine Zeit, die Stelle kündigen hat seine Zeit. Ich darf auf bereichernde Jahre zurückblicken, in der ich diese Gemeinschaft prägen durfte und sie mich geprägt hat. Nach neun Jahren Pastorendienst in der FEG Sargans ist es nun an der Zeit, dem Ruf in die FEG Landquart zu folgen. Es ist Zeit für den nächsten Lebensabschnitt: Durch diverse Umstände und Erlebnisse wurde klar, dass jetzt der rechte Zeitpunkt da ist, in Sargans die Zelte abbrechen. Für alles auf der Welt hat Gott schon vorher die rechte Zeit bestimmt, schreibt Salomo dazu.
Zelte abbrechen? Die Wechsel der Zeiten - das wandern von einem Lebensabschnitt zum andern - machen mir noch etwas anderes bewusst: Es lässt mich nach dem fragen, was nicht vom Auf und Ab des Lebens betroffen ist. So schreibt Salomo weiter: In das Herz des Menschen hat Gott den Wunsch gelegt, nach dem zu fragen, was ewig ist. Während ich mich aktuell auf einen Stellen-Wechsel einstelle, denke ich mitten im Leben auch an den Wechsel in die Ewigkeit. Hier, im Wechsel der Zeiten, wird die Weiche für die Ewigkeit gestellt. Am Ende fragt niemand danach, wie viele gute Zeiten, schlechte Zeiten ich durchwandert habe, sondern wie ich mit meiner Zeit und meinen Kräften umgegangen bin.
Habe ich diese gut genutzt? Ich hoffe es ... ein anderer wird das beurteilen. Aus dem Licht der Ewigkeit sehen die meisten Dinge wohl anders aus, als wir einschätzen oder überzeugt sein mögen. Wie tröstlich, dass Er nicht nur beurteilt, sondern in Seiner unendlichen Geduld und Treue alles unternimmt, damit mein Leben gelingt. Wie Er wirkt, ist ein Geheimnis, Sein Geheimnis. Der Mensch kann das Werk, das Gott tut, nicht ergründen, weder Anfang noch Ende, schreibt König Salomo in seinem Zeit-Kapitel: Gottes Werk ist unergründlich. Er wurde in Jesus Christus Mensch, er starb für mich am Kreuz, er ist auferstanden, er lebt mitten unter uns. Meine Aufgabe ist nicht, alles zu sehen, zu verstehen oder gar zu beweisen, sondern mit ihm durchs Leben zu gehen, ihn ernst zu nehmen, ihm zu vertrauen. Nur in Seiner Nähe und an Seiner Hand, unter Seinem Schutz und mit Seiner Hilfe kann gelingen, was – durch alle Zeiten hindurch – bleibenden Wert haben soll.
Gott ist da und Er ist am Wirken, geheimnisvoll, aber immer mittendrin – in guten und schlechten Zeiten, in jedem Auf und Ab des Lebens! Sein Tun hat ewigen Bestand, darauf ist absolut Verlass! Zu verstehen ist es manchmal nicht … glauben wir es? Zelte aufbauen und Zelte abbrechen, suchen und finden, und wieder suchen, lachen und weinen: Lassen wir uns vom Wechsel der Farben nicht irre machen, sondern nehmen sie als Anreiz, uns nach Dem auszustrecken, Der in der Ewigkeit auf uns wartet: jene Ewigkeit, die Er in mein und dein Herz gelegt hat.
Zelte aufbauen hat seine Zeit, sie wieder abbauen hat seine Zeit,
Jesus schenkt zeitlos erfülltes Leben in Ewigkeit.
Josef Birrer
Am 20. August 2023 um 09:30 Uhr findet in der FEG Sargans der Abschluss- und Segnungs-Gottesdienst statt.